Aus der Wetterauer Zeitung vom 7. Dezember 2017 (von Edelgard Halaczinsky)

Sein mittlerweile 32. Benefizkonzert widmete der Lions-Club Wetterau am Wochenende der Kinderfarm Jimbala in Friedberg. Vassily Dück am Bajan-Akkordeon und Leonie Minor an der Harfe begeisterten ihr Publikum in der Ilbenstädter Basilika mit Werken von Bach, Händel und Vivaldi, aber auch mit denen von Astor Piazzolla oder mit traditionellen russischen Stücken.

Der Wetterauer Lions-Präsident Jörg Scriba zeigte sich höchst erfreut, Elisabeth Reuter, Mitglied im Jimbala-Vorstand und Vertreterin vor Ort, nicht nur mit einem beeindruckenden Konzert, sondern auch mit einem stattlichen Geldbetrag für die Errichtung von Kleintierställen auf der Farm beglücken zu dürfen.

Das Bajan ist die osteuropäische Form des chromatischen Knopfakkordeons, und unterscheidet sich sowohl in der Ausführung des Gehäuses und der Art der Stimmplatten, als auch bei der Anordnung der Stimmzungen (die beim Bajan üblicherweise in großen Gruppen zusammen auf einer Metallgrundplatte montiert sind) von den hierzulande geläufigen Akkordeons.

Orgelklänge im Ohr

Vassily Dück, der im kleinen Städtchen Blagoweschenka in Sibirien geboren wurde und am Staatlichen Konservatorium in Novosibirsk studierte, beeindruckte seine Zuhörer mit einem virtuosen Spiel, das seine persönliche Begeisterung für »sein« Instrument wie ein Funke in den »Dom der Wetterau« überspringen ließ. Bei der Tokkata und Fuge in d-moll von Johann Sebastian Bach glaubte man beinahe, Orgelklänge im Ohr zu haben – so vielseitig und ideenreich war die einzigartige Darbietung. »Wenn Bach gewusst hätte, dass man so etwas auch mit der Ziehharmonika spielen kann, hätte er es möglicherweise nicht für Orgel komponiert«, kommentierte der begabte Solist anschließend. Doch nicht nur die Ziehharmonika, sondern auch die Blasharmonika zählte zu seinen Instrumenten, mit denen er in der Basilika ein ganzes Orchester auf einen einzigen Punkt zusammenholen konnte. Das Menuett und die Badinerie von Bach waren ein treffliches Beispiel. »Ich bin total verblüfft, dass man einem so kleinen Instrument so viel Melodie herausholen kann«, raunte eine Zuhörerin ihrer Platznachbarin zu.

Mit beeindruckender Fingerfertigkeit ließ Dück anschließend das vielfach bekannte »Ave Maria« von Bach mit Hilfe seines Bajans in den Raum schweben – oder holte den Winter aus den vier Jahreszeiten nach Ilbenstadt. Zusammen mit Leonie Minor an der Harfe widmete er sich zudem den Werken von Astor Piazzolla, der als Begründer des »Tango Nuevo« gilt, einer Weiterentwicklung des Tango Argentino. Die 15-jährige Harfenistin überzeugte zudem mit dem »Baroque flamenco« der kalifornischen Komponistin Deborah Henson-Conant, die das Instrument auch für den Jazz etabliert hat. Man darf also gespannt sein auf viele neue Ideen.

Beide Interpreten brachten ihrem Publikum Werke aus unterschiedlichen Jahrhunderten zu Gehör und zeigten, dass Interpretation und Zusammenspiel der richtige Weg ist, auch die Zuhörer mitzunehmen. In Ilbenstadt ist das gelungen.

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